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„Ruhrstadt-Imker Aktuell“ vom 22. März 2020
Frühling ist - auf das Gewicht achten!
In Kürze:
Das Wetter:
Der Winter war mild, der Frühling ist zögerlich gestartet. In der vergangenen Woche war er einmal „richtig“ da. Bis Ende März soll es kühl bleiben und nachts frostig kalt werden.
Dann kommt der April, April ….
Die Pflanzenwelt:
Seit Ende Februar blüht es vor sich hin: Krokusse, Schneeglöckchen, Zwetschge, Weißdorn, Huflattich, Salweide ... und demnächst auch die ersten Süßkirschen.
Die Völker:
Die Bienen fliegen. Bei wechselhaftem Wetter trugen sie im März anfangs nur wenig Pollen ein und brüteten auf Sparflamme. Vor einer Woche haben sie „losgelegt“, 5 Tage lang viel Pollen gesammelt und ihr Brutnest ausgedehnt. Diese Brut muss jetzt bei jedem Wetter Tag und Nacht versorgt (= gefüttert und gewärmt) werden.
Der Imker:
Es war/ist wenig zu tun: Mäusegitter entfernen, Volksstärke einschätzen, bei schwachen Völkern Flugloch eng halten, Gewichtskontrolle(n), abwarten. Und sich keine Sorgen machen, wenn die Völker im März (noch) nicht wachsen.
Laut Deutscher Wetterdienst (DWD) war der Winter 2019/20 der zweitwärmste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 140 Jahren und auch wärmer als seine beiden Vorgänger. Dennoch haben die ca. 50 Völker, die in NRW zurzeit auf einer TrachtNet-Stockwaage[1] stehen, im Winter 2019/20 nicht mehr gezehrt als in den Wintern vorher (Abb. 1).
In allen Wintern des auswertbaren TrachtNet-Zeitraumes lag die durchschnittliche Zehrung der in NRW aufgestellten Völker etwas höher als die aller in Deutschland unter Dauerbeobachtung stehenden Waagstöcke (Abb. 1). Eine Ausnahme ist der Winter 2012/13, in dem in NRW allerdings nur ein Volk auf einer TrachtNet-Waage gehalten wurde. In Deutschland waren es in diesem Winter insgesamt 50-80 Waagen.
Zurzeit sind es etwa 400 Waagstöcke, von denen die meisten in den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Bayern stehen. Die TrachtNet-Daten sind öffentlich zugänglich und geben somit auch jedem Bienenhalter die Möglichkeit, das Trachtgeschehen in der Region seines Bienenstandes und anderswo zu beurteilen.
[1] In dem Gemeinschaftsprojekt „TrachtNet Deutschland“ des rheinland-pfälzischen Fachzentrums für Bienen und Imkerei Mayen, der Agrarmeteorologie Rheinland-Pfalz und dem bayerischen Institut für Bienenkunde und Imkerei Veitshöchheim werden an zurzeit 405 Standorten (Stand 20.03.2020 laut Diagramm „Deutschland“) die Gewichte von auf einer Stockwaage stehenden Bienenvölkern gemessen, täglich verrechnet und zu öffentlich abrufbaren Diagrammen aufbereitet. Diese Diagramme können von jedermann Waage für Waage und auch als Mittelwerte von Landkreisen, Regierungsbezirken und Bundesländern (vgl. Abb. 2) abgerufen werden. Auf der Website des Bieneninstitutes in Mayen findet man auch eine Karte, auf der zu sehen ist, wo diese Waagstöcke in Deutschland stehen. Auf der Karte kann jede Waage angeklickt werden. Dann erscheint die Postleitzahl mit der Waage-Nummer. Es existiert auch eine Waage-Liste zum Herunterladen.
Der Verfasser betreut das TrachtNet-Volk 1276. Es steht in Duisburg am dortigen Bienenmuseum und seit April 2019 auf einer TrachtNet-Waage. Seine Gewichtsveränderungen können wie die anderer Waagen im Internet mit ein paar Mausklicks abgerufen werden. Das zeigt beispielhaft Abb. 2.
Man kann sich auch die Mühe machen, die Gewichtsdaten der Waagstöcke, die in einer Region aufgestellt sind, nach einem „Download“ als Excel-Datei zu speichern und nach statistischer Aufbereitung miteinander zu vergleichen (Abb. 3).
Eine Liste der in Deutschland aufgestellten TrachtNet-Waagen ist auf der Website des Bieneninstituts in Mayen zu finden. Sie sind dort nicht nur nach Waagen-Nummer, sondern auch nach PLZ, Landkreis/Stadt und Bundesland geordnet.
Abb. 1. Die durchschnittliche Winterzehrung von Bienenvölkern in Nordrhein-Westfalen (NRW) und Deutschland (BRD) berechnet aus den TrachtNet-Daten von 5-50 Waagstöcken in NRW bzw. von 50-350 Waagstöcken in BRD. In beiden Gruppen fällt der Februar 2019 auf, in dem die Zehrung um ein Vielfaches höher lag als im vorangegangenen Januar und auch sehr viel höher als im Februar der anderen Jahre. Diese und andere Unterschiede sind durch Betrachtung von Einzelvölkern zu hinterfragen. Das zeigt auch die Aufbereitung der TrachtNet-Daten in Abb. 2 und Abb. 3.
Daten-Quelle: https://dlr-web-daten1.aspdienste.de/cgi-bin/tdsa/tdsa_client.pl
Abb.2. Die aufsummierten Gewichtsveränderungen je Tag des auf Waage 1276 stehenden Volkes von Anfang April 2019 bis zum 20. März 2020 im Vergleich mit den Mittelwerten der in NRW aufgestellten Waagstöcke. Das Volk auf der Waage 1276 hat nach Ende der Sommertracht 2019 von Anfang August bis Mitte März 2020 mehr gezehrt als die in NRW stehenden TrachtNet-Völker im Durchschnitt.
Die Gewichtsveränderungen, die durch die am Volk getätigten Eingriffe verursacht werden, wie die Erweiterung des Volkes von 2 auf 3 Zargen am 19. April und von 3 auf 4 Zargen am 25. Juni, die Honigernte am 2. August 2019, bei der das Volk um eine volle etwa 30 kg schwere Honigzarge erleichtert wurde, werden in der Kurve nicht sichtbar; denn sie werden im IT-Programm automatisch korrigiert. Das gilt auch für die imkerlichen Maßnahmen bei der Spätsommer- und Herbstpflege wie sie beim „Teilen und Behandeln“, beim Einengen und bei Futtergaben angefallen sind. Eingriffe mit „leichten“ Folgen können vom IT-Programm übersehen werden. Nicht korrigiert werden auch durch Schneefall und Regen verursachten Veränderungen des Beutengewichtes. Die Gewichtszunahme seit Mitte März 2020 dürfte durch Nektar- und Polleneintrag zustande gekommen sein.
Abb. 3. Die monatliche Zehrung von acht an „Rhein und Ruhr“ auf TrachtNet-Waagen stehenden Völkern von August 2019 bis Februar 2020 im Vergleich mit den Mittelwerten von NRW und BRD. Die Unterschiede zwischen Völkern können vielleicht mit der Volksstärke oder/und dem Brutverhalten erklärt werden.
In 2019/20 wurden an den vom Verfasser betreuten Bienenständen wiederholt Gewichtskontrollen durchgeführt und bei diesen Wägungen auch bei einzelnen Völkern Waben gezogen. Es war immer verdeckelte Brut zu finden und Ende Februar 2020 deutlich weniger als Ende Februar 2019, was mit dem Witterungsverlauf erklärt werden kann. Die Salweidenblüte hat in beiden Jahren gegen Mitte Februar begonnen, doch konnte sie in 2019 besser genutzt werden, weil es in der zweiten Februarhälfte wärmer und trockener war als in 2020. Die Völker haben im Februar 2019 mehr gebrütet und demzufolge auch mehr Futter verbraucht als 2020. Die Folge(n): In 2019 fingen die Völker bereits um Mitte März an zu wachsen; in 2020 werden sie nicht vor Anfang April stärker werden.
Bis dahin gilt es, die Futterversorgung im Auge zu haben und die während der Süßkirschenblüte anstehende Erweiterung der Völker vorzubereiten. Völker, die noch in einer Zarge sitzen, können dann „von 1 auf 3“ erweitert werden. Sehr schwache Völker können noch im März durch Aufsetzen auf ein besonders starkes Volk (über Absperrgitter!) saniert werden.
Die Futterkontrollen
In der dritten Märzdekade soll es nachts frostig kalt werden. Der Futterverbrauch der Völker wird ansteigen, auch weil das in der zweiten Dekade gewachsene Brutnest gewärmt werden muss. Starke Völker können dann täglich bis zu 0,5 kg leichter werden, wenn von draußen nichts ‘reinkommt.
Deshalb ist darauf zu achten, dass kein Futtermangel auftritt.
Die Beurteilung des Futtervorrates beginnt mit der einfachen Gewichtskontrolle, bei der die Völker von hinten angehoben werden. Ich mache das entweder „mit Gefühl“ oder verwende dafür eine Kofferwaage und einen Hammerstiel, der hinten in die Öffnung des Gitterbodens gesteckt wird und an dem der Haken der Kofferwaage eingehängt wird. Auf diese Weise kann man auch von vorne wiegen und die beiden „Halbgewichte“ addieren. Das Ergebnis kann mit früheren Erhebungen verglichen werden. So kann man relativ exakt den Futterverbrauch von jedem Volk eines Standes feststellen und nach den Ursachen für die Unterschiede zwischen den Völkern fragen.
Zur Überprüfung der Gewichtskontrolle werden das leichteste Volk und –zum Vergleich von Sitz und Stärke– das schwerste Volk inspiziert. Das gelingt fast immer ohne Wabenziehen.
Die meisten Völker sitzen zurzeit auch oben bzw. direkt unter der Folie. Dort sind die Wabengassen des Brutnestes dicht mit Bienen besetzt.
Wenn in oder neben den besetzten Wabengassen verdeckeltes Futter zu sehen ist kann man das Volk wieder abdecken, ohne Waben zu ziehen und überprüft diesen Befund in den kommenden Wochen immer wieder in den für notwendig erachteten zeitlichen Abständen unter Beachtung des Trachtverlaufs, wie er auch anhand von TrachtNet-Daten beurteilt werden kann.
Wenn beim Blick von oben bei einem als „zu leicht“ oder „leichter als die anderen“ eingeschätzten Volk kein verdeckeltes Futter entdeckt wird ist eine genauere Überprüfung notwendig. Dazu wird eine nicht besetzte Randwabe nach vorsichtiger Lockerung (ohne Auslösung eines „Erdbebens“) gezogen und zur Seite gestellt. Danach werden die anderen Waben gezogen und –wie bereits die Randwabe– auf Futtervorrat begutachtet. Sein Umfang wird in „Achteln der Wabenfläche“ erfasst.
Mit Ausnahme der beiseite gestellten Randwabe werden alle Waben unmittelbar nach Erfassung ihres beidseitigen Futtervorrates und eventuell auch von Bienenbesatz und Brutumfang jeweils um eine Position verschoben in die Zarge gehängt. Nach Abschluss des „Durchblätterns“ können die eingehängten Waben en bloc auf ihre alte Position zurückgeschoben werden oder die zuerst gezogene Randwabe wechselt auf die andere Seite.
Man kann die Gelegenheit nutzen und Waben mit mehr Futtervorrat näher an den Bienensitz hängen. Diese Maßnahme ist bei normalstarken Völkern generell nicht notwendig.
Nach der Durchsicht eines Volkes zählt man zusammen, wie viele „Achtel verdeckeltes Futter“ sich auf den gezogenen Waben befanden. Acht Achtel entsprechen etwa 1 kg Futter. Eine beidseitig gefüllte Futterwabe hat 16 Achtel und ist etwa 2 kg schwer.
Im Februar haben die meisten Völker sehr wenig oder gar nicht gebrütet und deshalb täglich nur etwa 0,1 kg Futter bzw. wöchentlich weniger als 1 kg verbraucht. Es gibt Ausnahmen (vgl. Abb. 3).
Mit der Intensivierung des Brutgeschäftes werden die Völker mehr Futter verbrauchen. Starke und deshalb stark brütende Völker können dann in 2-3 Tagen 1 kg leichter werden; es sei denn, dass von draußen etwas bzw. mehr „reinkommt“ als verbraucht wird, was bei Volk 1 in Duisburg am Bienenmuseum Mitte März 3 Tage lang der Fall war (Abb. 2).
Man sollte (nach)füttern, bevor der Futtervorrat eines Volkes unter 3 kg sinkt.
Notfütterung
Am besten geeignet für die Notfütterung im Frühjahr ist Honig. Allerdings darf nur eigener einwandfreier Honig gefüttert werden, von fremden Honigen sind die Finger zu lassen. Bei diesen besteht immer die Gefahr, dass sie Sporen des Erregers der Bösartigen Faulbrut enthalten. Eine Verfütterung könnte die Völker anstecken. Wenn sie erkranken kann die Seuche leicht auf benachbarte Bienenstände übertragen werden. Der Schaden wäre enorm und eine Sanierung sehr aufwendig.
Wenn kein eigener einwandfreier Honig und keine sauberen Futterwaben vorhanden sind, weil alle Völker Hunger leiden, kann man durchaus zum festen Futterteig greifen; denn dieser kann ohne Verwendung einer Futtereinrichtung verabreicht werden. Ein dünner Fladen wird einfach auf das Volk gelegt und mit der Folie und dem gedrehten Innendeckel, der dann mit seiner Höhlung nach unten zeigt, abgedeckt. Man begnügt sich mit kleinen Portionen von maximal 1 kg und wiederholt die Fütterung, wenn die Tracht weiterhin auf sich warten lässt.
Für die Verarbeitung des Futterteiges wird Wasser benötigt. Deshalb sollte bei Futterteigfütterung Flugwetter herrschen.
Eine andere Fütterungsvariante, die ohne Wabenziehen auskommt und bei der die Völker kein Wasser holen müssen, ist die Flüssigfütterung von unten. Dazu wird eine flache mit Zuckerwasser oder Sirup gefüllte Schale in den Gitterboden direkt unter den Bienensitz gestellt. Die lichte Höhe des Gitterbodens bestimmt die Tiefe der Schale. Je nachdem wie lang und breit sie ist kann eine Schale bis zu 3 Liter Flüssigkeit fassen. Eine Schicht Flaschenkorken, Zweiggestrüpp oder trockenes Laub dient als Schwimmhilfe.
Kurze Zeit nach dem Einstellen des Futters sitzt eine aus den Wabengassen über der Schale hängende Bienentraube auf der Schwimmhilfe und leert die Schale in beeindruckender „Teamarbeit“. Bei normalstarken Völkern ist die Schale nach einer Nacht leer und trocken und die Bienentraube hat sich in ihre Wabengasse(n) zurückgezogen.
Vor dem Einstellen der Futterschale ist eventuell der Bienentotenfall auf dem Gitterboden zu entfernen. Diese Maßnahme kann man auch bei allen Völkern machen und dabei seine Menge bestimmen und diese mit dem Zustand des Volkes vergleichen.
Räuberei vermeiden!
Auch oder gerade bei der Fütterung von unten ist Vorsicht angeraten. Bei Flugwetter kann Räuberei ausgelöst werden. Dagegen hilft ein zuvor (wieder) eingeengtes Flugloch oder bei Flugbetrieb die Fütterung von oben oder von der Seite.
Volk tot! Was tun?
Der Befund "Volk im Winter verstorben" muss eine Ursachenfindung zur Folge haben. Für die Untersuchung des verstorbenen Volkes kann man sich um die Hilfe eines Bieneninstitutes bemühen. Doch sollte man sich dort vorher erkundigen, ob die Einsendung von toten Bienen und abgestorbener Brut erwünscht ist bzw. ihre Untersuchung auf Krankheitserreger möglich ist. Nicht jedes Institut ist dafür eingerichtet. Manche Analysen kosten viel Zeit und Geld, sodass die Kapazitätsgrenze eines Labors sehr schnell erreicht ist. Deshalb ist es gerade nach einem Winter mit hohen Völkerverlusten nicht verwunderlich, wenn man auf seinen toten Völkern hocken bleibt. Unabhängig davon gilt: Weggeräumt werden muss auf jeden Fall. Dabei kann man Anzahl und Varroabefall der toten Bienen ermitteln.
Wenige tote Bienen (< 3 Honiggläser voll) im Boden deuten auf "Tod durch Varroa" hin. Dann findet man häufig auf einer Brutwabe neben abgestorbener Brut inmitten eines Häufleins toter Bienen die tote Königin. Der "Tod durch Varroa" kann auch nach oder trotz „Restentmilbung“ im Frühwinter auftreten, wenn diese zu einem Varroa-Abfall von mehr als 1000 Milben geführt hat. Die bereits zuvor geschädigten Winterbienen gehen frühzeitig ab.
Viele tote Bienen im Boden oder auch in den Wabengassen sollten in einem Eimer gesammelt und ebenfalls abgemessen werden. Sie können bis zu 20 Honiggläser füllen. Wenn das Volk verhungert ist, darf sich in der Nähe des Bienensitzes kein Futter befinden. Allerdings ist auch der Hungertod nach "Futterabriss" möglich.
Zur Ermittlung des Varroabefalls werden die in Honiggläsern gesammelten toten Bienen in Spülwasser ausgewaschen. Dazu wird ein Honigglas etwa zur Hälfte mit Bienen gefüllt und anschließend Wasser und Spülmittel dazu gegeben, verschlossen und geschüttelt. Danach wird der Inhalt des Glases auf ein Doppelsieb geschüttet und die Bienen gründlich geduscht. Die Milben sind anschließend im Feinsieb zu finden. Die gesamte Prozedur kann einmal wiederholt werden.
Bei einem Befallsgrad der Bienenprobe von über 10 % (bei einem mit Bienen halb gefüllten Honigglas ist das bei mehr als 50 Milben der Fall) liegt eindeutig „Tod durch Varroa“ vor. Dann hätte aber die „Restentmilbung“ versagt. Wer sie durchgeführt hat, sollte weniger Milben auf den toten Bienen finden. Wenn der durch die „Restentmilbung“ ausgelöste Milbenfall nicht erfasst wurde, kann "Tod durch Varroa" dennoch nicht ausgeschlossen werden.
Verwerten der Waben
Dem Tod eines Bienenvolkes geht meist ein langes Siechtum voraus. Die letzte Bienengeneration ist einer starken Belastung ausgesetzt. Diese Stresssituation fördert die Vermehrung von Krankheitserregern, die dann auch im Kot zu finden sind. Von Kotspuren auf Waben geht Ansteckungsgefahr für Putzbienen aus. Dieses Risiko sollte man nicht eingehen und deshalb nur saubere Futterwaben aufbewahren und verwerten. Verkotete Waben und Waben mit abgestorbener Brut sind dem Wachsschmelzer zuzuführen und die Rähmchen anschließend zu reinigen.
Ein Rückblick auf die Völkerverluste im Winter 2019/20
Auch in 2020 wurden Kurse und Vortragsveranstaltungen vor dem Ausbruch der Corona-Epidemie für eine Umfrage genutzt, bei der die Teilnehmer nach der Anzahl der eingewinterten und ausgewinterten Völker gefragt werden. Die Angaben erfolgten freiwillig und anonym.
Abb. 4. Die Ergebnisse der Umfragen bei 9 Veranstaltungen im Februar/März 2020. Die Zahlenpaare in Klammern geben die Anzahl der an der Umfrage teilnehmenden Imker und die Gesamtzahl der von diesen Imkern eingewinterten Völker an.
Abb. 5. Für diese Auswertung wurden die Angaben der Imker über die Anzahl der eingewinterten Völker und den Anteil der verstorbenen Völker in Abb. 4 für jede Veranstaltung in 4 Klassen eingeteilt. Die rechte Säule beschreibt das Gesamtergebnis, das in Abb. 6 mit den Ergebnissen der Vorjahre verglichen wird.
Diese Umfrage wird seit 2012 durchgeführt (vgl. Abb. 6). Wie jedes Jahr schwankt auch in 2020 die Verlustquote zwischen Null und 100 Prozent. In 2019/20 liegen die Völkerverluste im Durchschnitt bei 11% und damit nicht höher als in den Vorjahren (Abb. 6). Die Mehrzahl der Imker hat keine oder weniger als 10% der Völker verloren.
Abb. 6. Die Völkerverluste der letzten 8 Winter im Vergleich. Der Vergleich der Mittelwerte der deutschlandweit durchgeführten Umfragen mit den Durchschnittswerten der Wintertemperatur des Deutschen Wetterdienstes zeigt, dass die Völkerverluste nach einem milden Winter nicht höher liegen als nach einem kalten Winter. Eher ist das Gegenteil der Fall, was auch in dem von 1989 bis 2011 durchgeführten Langzeitprojekt über die Volksentwicklung festgestellt wurde. Und auch für die „verlustreichen“ Winter gilt, dass mehr als die Hälfte der Imker keine oder nur wenige Völker verloren hat! Völkerverluste sind daher eher auf individuelle Fehler zurückzuführen als auf die Umwelt. Die Teilnehmer der Umfragen hatten jedes Jahr im Durchschnitt deutlich mehr als zehn Völker eingewintert.
Dr. Gerhard Liebig, e-mail: immelieb@t-online.de
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