- Geschichte
- Gelesen 1844 mal
- Schriftgröße Schriftgröße verkleinern Schrift vergrößern
Allgemeine Deutsche Imker Zeitung Juni 1977
Ein außergewöhnliches. lobenswertes Bauvorhaben:
Stadt Witten baut Lehrbienenstand
Richard Sieger
Die Stadt Witten/Ruhr errichtet einen großen Lehrbienenstand. Die Anlage wird in einem der schönsten Naherholungsgebiete des Ruhrgebietes, dem Hohenstein, geschaffen.
Die Gesamtkonzeption dürfte wohl einmalig in der Bundesrepublik sein. Der günstige Standort garantiert höchste Effektivität.
Die Wichtigkeit der Bienen und die Belange der Imkerei sollen hier einer breiten Öffentlichkeit veranschaulicht werden. Die Initiatoren erhoffen lebenspendende Impulse für den Bestand der Imkerei im näheren und weiteren Bereich.
Zwangsläufig wirft sich die Frage auf, was ist das für eine Stadt die bereit ist, für die Sache der Bienen, für eine gesunde Umwelt also, eine gro8e Summe Geldes zu verausgaben. Bestimmt spielt das wache Interesse für den Landschafts- und Naturschutz bei Rat und Verwaltung dieser Stadt ein große Rolle.
Hier wird nicht nur geredet, sondern Landschafts- und Naturschutz wirklich praktiziert.
In der Hoffnung, daß der Lehrbienenstand in Zukunft viele auswärtige Imker als Besucher haben wird, sei die Stadt Witten hier kurz vorgestellt:
5810 Witten ist eine Stadt im Ennepe-Ruhr-Kreis mit 110.000 Einwohnern. Durch Auto- und Eisenbahnverbindungen ist sie gut erreichbar. Neben vielen anderen Sehenswürdigkeiten ist das Muttental mit seinem Bethaus und dem Kohlelehrpfad besonders zu empfehlen. Hier, wo die Kohlenflöze zum Teil bis an die Erdoberfläche reichen. ist die Wiege des Ruhrbergbaues.
Die Stadt liegt am südlichen Ostrand des Ruhrgebietes. schon im Übergang zum Sauerland. Darin ist der besondere Reiz dieser Industrie-, Handels- und Wohnstadt zu sehen. Gepflegte Parkanlagen und Wälder umgeben die City und erstrecken sich über zwei Drittel des Stadtgebietes. Die Landschaft wird von der Ruhr, die das Stadtgebiet durchquert, und den sie umgebenden Ruhrhöhen geprägt. Diese grüne Oase am Rande des Ruhrgebietes wird besonders von Wochenendausflüglern besucht. Vor allem der Hohenstein mit seinen Rundwanderwegen zieht die "wandernden" Autofahrer, auch aus der weiteren Umgebung, an. Dazu tragen nicht zuletzt die ausgezeichneten Verkehrsverhältnisse bei.
Bestimmt ist ein Besuch dieser Stadt lohnenswert! Die schriftliche Anregung des Imker-Vereins Witten-Bommernholz, einen Lehrbienenstand zur Information der Öffentlichkeit und zur Werbung für die Imkerei zu errichten, fiel bei den zuständigen Stellen auf fruchtbaren Boden. Inzwischen sind fast 1 1/2 Jahre ins Land gegangen, vieles mußte bewältigt und mancher Ärger geschluckt werden; trotzdem scheint das alte Sprichwort Beharrlichkeit führt zum Ziele seinen Wahrheitsgehalt zu bestätigen. Die Entwurfszeichnungen sind angefertigt, der Bauantrag ist gestellt. Sobald die Genehmigung vorliegt, beginnt die Stadt mit der Ausschreibung des Projektes und im weiteren Zuge mit der Durchführung der Baumaßnahme.
Ich hoffe, daß der lmker-Verein Witten-Bommernholz, der sich an der Ausstattung mit DM 10.000,- (!) beteiligt, die Gesamtanlage noch im Jahr 1977 zur Betreuung übernehmen kann.
Die Grundrißzeichnung gibt Auskunft über Ausmaß und Funktion der Anlage. Bestimmt wird der Leser ermessen können, daß auf die Mitglieder des lmker-Vereins Witten-Bommernholz viel unentgeltliche, selbstlose Arbeit zukommt.
Der aus der Zeichnung ersichtliche, mehr als 10 Meter lange überdachte Wandelgang der Anlage, soll ständig für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Der Wandelgang wird der wichtigste Teil der Gesamtanlage. Hier soll eingehend über das Leben der Bienen und Waldameisen in Wort und Bild informiert werden. Leider ist es mir bis heute nicht gelungen, gehaltvolles und einprägsames Anschauungsmaterial zu bekommen. Bisher getätigter, umfangreicher Schriftverkehr in dieser Sache führte zu keinem greifbaren Erfolg. Sehr schöne, unseren Vorstellungen entsprechende Bildtafeln der Imkermeisterin Gitti Fassbinder aus Celle würden wir gern einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Leider werfen sich hier finanzielle und urheberrechtliche Schwierigkeiten auf. Ich richte deshalb folgende dringende Bitte an die Imkerkameraden, Leser der ADIZ, Institute. Landesverbände und Verlage: "Wer kann uns bei der Ausstattung des Wandelganges behilflich sein?"
Zur Verfügung stehen Wandflächen, die - günstig placiert - 10 Bildtafeln in einer Größe von 6Ox9Ocm und eine Bildtafel in einer Größe von 90x100 cm aufnehmen können. Alle Bildtafeln sollten in leuchtenden Farben sein. Die Tafeln sollten folgende Themenkreise veranschaulichen:
- die Feinde der Bienen {Menschen - Pflanzenschutz usw.};
- Wichtigkeit und Schutz der Bienen;
- der volkswirtschaftliche Nutzen der Bienen;
- die Produkte: Honig - Wachs - Pollen - Kittharz:
- der Freizeitwert der Bienenhaltung und Möglichkeiten zu Imkern.
Fünf Bildtafeln sollten den Lebensablauf der Arbeitsbienen veranschaulichen. Die Großtafel sollte über das Leben und die Wichtigkeit der Roten Waldameise aussagen.
Da meine bisherigen Bemühungen erfolglos waren, hoffe ich, daß meine Bitte nicht ungehört verhallt. Wir sind dankbar für jede Hilfe und Anregung. In weiteren Berichten werde ich den Lehrbienenstand und seine Funktion beschreiben.
Anschrift des Verfassers:
Max-Liebermann-Str 17, 5810 Witten