„Ruhrstadt-Imker Aktuell“ vom 05. Mai 2019
Die Schwarmzeit hat begonnen
In Kürze:
Nach wechselhaftem Wetter im April hat der Mai kühl und feucht begonnen. So soll das Wetter auch bis Mitte Mai bleiben.
Das Große Blühen wird (deshalb) langsam zu Ende gehen.
Die Völker haben sich im April gut entwickelt und ausreichend Pollen und Nektar sammeln können. Nachzügler werden aufholen.
Die ersten Völker sind in Schwarmstimmung. Deshalb sind ab sofort regelmäßige Schwarmkontrollen angebracht.
Die Zeit der Völkervermehrung beginnt.
Der April war in seiner ersten Hälfte „durchwachsen“, dann ein paar Tage lang sommerlich und endete relativ kühl. Die 9 Sommertage nach der Monatsmitte haben zu einem beständigen Nektareintrag geführt. Die beiden Waagstockvölker am Lehrbienenzentrum Hohenstein bei Witten und am Bienenmuseum in Duisburg sind zwischen dem 15. und 24. April Tag für Tag schwerer geworden (Abb. 1).
Abb. 1. Die tägliche Gewichtsveränderung des Waagstockes am Lehrbienenzentrum Hohenstein und am Bienenmuseum Duisburg im April und Anfang Mai im Vergleich mit den am Waagstock Hohenstein registrierten Temperatur-Maxima („T max“). Die Gewichtszunahmen am Hohenstein am 3. April und am 13. April (rot markiert) sind wahrscheinlich auf Regenfall zurückzuführen. Der auf der Blechhaube des Volkes liegende Stein ist mit Moos bewachsen, das vorübergehend Regenwasser speichert, was den Stein vorübergehend schwerer macht.
Das Volk am Bienenmuseum hat in diesen 10 Tagen etwa 12 kg zugelegt, das Volk am Hohenstein mit etwa 6 kg nur halb so viel. Woran liegt das wohl? Entweder ist das Volk am Bienenmuseum (deutlich) stärker oder das Trachtangebot im Flugkreis des Bienenmuseums Duisburg ist besser als im Flugkreis des Lehrbienenzentrums am Hohenstein. Vielleicht trifft auch beides zu. Man kann gespannt sein, wie es im Mai weitergeht.
Was zum Schwärmen führt
Bereits im April gerieten einzelne Völker in Schwarmstimmung. Im Mai werden andere folgen. Wahrscheinlich werden am ersten Tag im Mai, an dem mittags das Thermometer auf über 20° C ansteigt, deutschlandweit Schwärme abgehen. Das sind die Folgen:
- Abgeschwärmte Völker bringen (vorerst) keinen Honig mehr.
- Die Schwärme sind dem Tode geweiht, wenn sie nicht gefangen werden.
- Die meisten Unfälle in der Imkerei passieren beim Schwarmfang.
Diese Aussagen sollten als Argumente ausreichen, um dem Schwärmen vorzubeugen und –wenn die Vorbeugung nicht gelingt– das Schwärmen zu verhindern.
Die Schwarmvorbeugung setzt an der Ursache an. Sie ist in der Biologie der Honigbiene begründet (Abb. 2).
Abb. 2. Das Schwärmen ist in der Regel auf den Zeitraum Mai/Juni beschränkt. Es gehört zur Natur des Bienenvolkes. Die Ursache für das Auftreten von Schwarmstimmung lässt sich aus der Volksentwicklung ableiten. Sie ist vorprogrammiert. Die Honigbiene vermehrt sich durch Schwärmen. Der Schwarmakt führt dazu, dass sich ein Volk teilt. Aus einem Volk werden mindestens zwei.
Der „Schwarmtrieb“ erwacht, sobald zu viele Ammenbienen als solche nicht mehr ausreichend beschäftigt sind. Wenn die die Königin im Frühjahr mit der Eiablage beginnt und von Tag zu Tag mehr Eier ablegt ist die Vollbeschäftigung der Ammenbienen gesichert; denn aus den Eiern schlüpfen Larven, die gefüttert werden müssen. Doch schlüpfen in der Folge auch immer mehr Bienen, die nach ihrem Schlupf als Ammenbiene tätig werden wollen. Sie verdauen Bienenbrot und Honig und produzieren Futtersaft und Futterbrei, mit dem sie ihre jüngeren Schwestern (und Brüder) füttern. Eine Ammenbiene kann mehr als eine Larve versorgen.
Wenn sie den Futtersaft nicht loswerden, weil es nicht genügend Abnehmer gibt, erwacht der sogenannte „Schwarmtrieb“. Der Schwarm-Countdown beginnt sichtbar mit dem Bestiften von Weiselbechern, die bevorzugt an den Wabenrändern angelegt worden sind. Vom Bestiften bis zur Verdeckelung vergehen 8 Tage.
Die Verdeckelung der ersten Schwarmzelle ist das Signal für den Schwarm aufzubrechen, sobald das Wetter schön ist. Wer das verhindern will sollte/muss seine Völker im Abstand von 7 Tagen kontrollieren. Das geht relativ einfach, wenn die Völker im zweigeteilten Brutraum sitzen und mit Absperrgitter geführt werden:
- Honigraum abnehmen und zur Seite stellen,
- obere Brutraumzarge ankippen und die Wabenränder sorgfältig nach Schwarmzellen absuchen.
- Eine Taschenlampe hilft dabei, auch bestiftete Schwarmzellen zu erkennen.
Wenn Schwarmzellen entdeckt werden –eine Zelle mit Ei genügt! – dann müssen alle Waben des Brutraumes auf Schwarmzellen abgesucht und diese zerdrückt werden.
Wie geht man dabei vor?
-Zuerst wird die obere Brutraumzarge abgehoben und beiseite gestellt.
-Dann werden die Waben der unteren Brutraumzarge gezogen, die Bienen abgeschüttelt und sorgfältig nach Schwarmzellen abgesucht.
Dasselbe geschieht anschließend mit den Waben der oberen Brutraumzarge nach dem Wiederaufsetzen. Danach wird das Volk wieder zusammengebaut: Absperrgitter auflegen und Honigraum aufsetzen.
In den 7-Tage-Rhythmus der Schwarmkontrollen integriert wird das Ausschneiden des Baurahmens. In der Regel dauert es höchstens eine Woche, bis der Baurahmen (wieder) ausgebaut und bestiftet ist. Die Fütterung von Drohnenlarven beschäftigt Ammenbienen!
Nach einer oder zwei weitere Wochen ist die angelegte Drohnenbrut komplett verdeckelt. Solche Drohnenbrutwaben werden entnommen, bevor die Drohnen schlüpfen!
Bei Schwarmstimmung wird der Baurahmen nicht ausgebaut!
Ableger bilden
Mit dem Schröpfen von „Brutbrettern“ (mit viel verdeckelter Brut) und ihren ansitzenden Bienen (und ohne Königin!) kann dem Schwarmtrieb begegnet werden.
1 Brutbrett + 1 Futterwabe + 1 Mittelwand = 1 Brutableger.
Auf dem Brutbrett sollte auch etwas jüngste Brut zum Nachschaffen sein. Bei schwachem Bienenbesatz des Brutbrettes werden die Bienen von einer zweiten (Brut-)Wabe (ohne Königin!) dazu geschüttelt.
Wer Sorge hat, die Königin zu übersehen und mitzunehmen, kann das entnommene Brutbrett auch mit Bienen aus dem Honigraum versorgen.
An die Stelle des entnommenen Brutbrettes kommt eine Mittelwand.
Der Brutableger wird außerhalb des Flugkreises mit kleinem Flugloch aufgestellt.
Wer viele Völker hat (mehr als 6) bildet einen Sammelbrutableger und startet mit ihm die „Völkervermehrung in vier Schritten“ mit integrierter Königinnenaufzucht.
Die im Mai am Bienenstand anfallende Arbeit in Kürze
Regelmäßige Schwarmkontrollen im Abstand von 7 Tagen.
Regelmäßiges Ausschneiden der im Baurahmen angelegten Drohnenbrut im Abstand von 14 oder 21 Tagen.
Die Anfang/Mitte Mai gebildeten Brutableger werden 21 Tage nach ihrer Bildung – dann sind sie brutfrei – mit Milchsäure oder Oxalsäure eingesprüht.
Mit den am Tag x gebildeten Sammelbrutablegern/Pflegevölkern wird nach Plan verfahren:
Am Tag x+9 Nachschaffungszellen brechen, auf 20 Waben erweitern und einen Zuchtrahmen einhängen.
Am Tag x+(14-)19 werden die Königinzellen mit Begleitbienen verschult.
Am Tag x+21 werden die Pflegevölker in Begattungsvölkchen (= 1 „Bienenwabe“ [mit mindestens tausend Bienen besetzt] + 1 Futterwabe + 1 Jungkönigin) aufgelöst und jede Bienenwabe beim Umhängen in ein Magazin bzw. in das Abteil eines „Viererbodens“ mit Milchsäure oder Oxalsäure eingesprüht.
Außer nach den Völkern lohnt es sich vielleicht auch, bereits im Mai nach Läusen Ausschau zu halten; denn es heißt: „Ein lausiges Frühjahr bringt einen verlausten Sommer“.
Dr. Gerhard Liebig, Bochum; e-mail: immelieb@t-online.de
|